Pflege: 700 Agenturen vermitteln 24-Stunden-Betreuung

Seit drei Wochen geltende Vermittlungsregeln werden verbreitet

24 Stunden Betreuung durch curapriama.at

Wien – Seit Jahresbeginn gelten für die Vermittlung von 24-Stunden-Betreuung in Österreich neue Regeln. Langsam werden diese in der Branche verbreitet: Am Donnerstag präsentierte die Wiener Wirtschaftskammer eine Broschüre, anhand derer sich die Vermittlungsagenturen darüber informieren können. Erst im Vorjahr wurden auch Vermittlung und 24-Stunden-Betreuung selbst getrennt. Laut Wirtschaftskammer gibt es nun rund 700 Vermittlungsagenturen und etwa 76.000 Betreuungspersonen – die meisten sind Frauen.

Schriftliche Verträge sind Pflicht

Die Wirtschaftskammer hat auch eine Rechtsberatung für die Vermittler eingerichtet. Unter anderem sind nun schriftliche Verträge Pflicht – zwischen Vermittlungsagentur und Betreuerin, Agentur und zu betreuender Person sowie Letzterer und der Betreuerin. Auch eine Bedarfserhebung muss eine Agentur vor Ort durchführen. Verstöße gegen die neue Verordnung können nur bei Firmen geahndet werden, die ihr Gewerbe in Österreich angemeldet haben. Potenziellen Kunden müsse daher klargemacht werden, dass Konkurrenzfirmen anderer EU-Länder nicht daran gebunden sind, hieß es von der Wirtschaftskammer.

Manchem Brancheninsider und den Grünen gehen die neuen Regeln für Vermittlungsagenturen nicht weit genug. Die Grünen fordern etwa, 24-Stunden-Betreuung in ein geregeltes Gewerbe umzuwandeln.

Arbeitsbedingungen machen Langzeitpflege zu „Pflege zweiter Klasse“

Wie Pflege- und Betreuungskräfte ihre Arbeitsbedingungen wahrnehmen, war am Donnerstag Thema bei der Arbeiterkammer-Tagung „Gute Pflege aus Sicht der Beschäftigten“. Ergebnisse einer Erhebung zeigen, wie Beschäftigte in der Langzeitpflege – 90 Prozent sind Frauen – die Arbeitsbedingungen wahrnehmen. Der Tenor, so Studienautor Kai Leichsenring vom Europäischen Zentrum für Wohlfahrtspolitik und Sozialforschung: „Viele erleben diese als Pflege zweiter Klasse.“ Vor allem der Zeitdruck werde als Problem wahrgenommen, sagt Leichsenring. Für eine Person, die unter Demenz leide, stünden etwa 45 Minuten Zeit zur Verfügung, um sie zu baden und davor an- und auszuziehen. Als „heißestes Thema“ werde aber der Personalmangel gesehen.

Besserer Umgang mit Fehlern gefordert

Leichsenring kritisiert, dass jedes Bundesland über einen eigenen Personalschlüssel verfügt. Er fordert eine bessere Vernetzung einzelner Organisationen und einen anderen Umgang mit Fehlern. In den Niederlanden würden Medikamentenfehler erhoben, „um daraus zu lernen. Hier gibt man keine Fehler zu.“ (Regina Bruckner, Gudrun Springer, 21.1.2016) – derstandard.at

 

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